Binee − ein besseres Recyclingsystem für Leipzig und die Welt

Binee strebt nach einer müllfreien Gesellschaft. Dafür entwickelt das Startup ein transparentes Recyclingsystem für Problemstoffe. Was noch zu retten ist, wird repariert. Der Rest richtig entsorgt und recycelt. Neben Sammelboxen für kleine Elektrogeräte gibt es bisher „mediBinee“, ein Recyclingsystem für alte Medikamente. Doch das ist erst der Anfang.

Wenn Müll schon nicht vermieden werden kann, sollte er wenigstens vernünftig entsorgt und recycelt werden. Leider gibt es diesbezüglich noch große Lücken zu füllen. So werden beispielsweise nur rund 45 % der Elektrogeräte in Deutschland recycelt. Oft landen sie im Restmüll, manchmal für immer im Keller oder noch schlimmer irgendwo am Waldrand. Viel zu selten jedoch auf einem Wertstoffhof. Das belastet nicht nur die Umwelt, sondern ist gleichermaßen eine Verschwendung wertvoller Rohstoffe. Einer ähnlichen Sammel-Problematik begegnen wir bei anderen Konsumgütern.

Binee setzt mit seinem Konzept genau dort an, wo andere Strategien scheitern. Mit einem Netzwerk an Recycling-Sammelstellen, will es uns das Entsorgen von Sondermüll so einfach wie möglich machen. Ich habe Martin Jähnert, den Geschäftsführer von Binee, im Spinlab besucht.

Müll ist nichts Normales, er kommt als Konzept so in der Natur nicht vor. Normalerweise handelt es sich um geschlossene Kreisläufe.

Binee fokussiert sich auf Problemstoffe, bei denen eine saubere Entsorgung und Kreislaufwirtschaft bisher nicht funktioniert.

Schritt 1: die Elektroschrott Problematik.

Mittlerweile kannst du bereits in ganz Leipzig deinen (kleinen) Elektromüll über die Binee-Recycling-Boxen loswerden. Das kostet nichts und als kleine Belohnung darfst du dir sogar einen Rabatt-Gutschein aussuchen. Die schicken Tönnchen stehen in Geschäften und an öffentlichen Orten, die du unterwegs mühelos erreichen kannst − etwa im Unverpackt Laden oder Leipziger Zoo. Sammelpunkte in deiner Nähe findest du auf dieser Karte.

Wir wollen aus dem Schrott kein Geld machen. Sondern versuchen ein Konzept zu etablieren, das sich aus etwas anderem finanziert

„Recycling funktioniert in jedem Landkreis anders.“ erklärt Martin. „Wir wollen es möglichst leicht für die Verbraucher machen.“

Das bedeutet zum einen, dass die Annahmestellen für jeden gut erreichbar sein müssen. Zum anderem darf die Abgabe nichts kosten. Deswegen versucht Binee das Ganze über Gutscheine werbefinanziert laufen zu lassen. Kommunen und Steuerzahler sollen nicht für das Recycling bezahlen müssen.

Das Ergebnis: eine win-win-win Situation, die keinen etwas kostet und niemanden verpflichtet. Denn natürlich kannst du dein altes Handy auch einfach so ins Tönnchen legen, ohne einen Gutschein einzulösen.

Wenn ich ein altes Gerät in die Binee-Box werfe, was genau passiert damit? … Bitte wirf es nicht!

Denn sobald die Box voll ist, bringt ein Logistikpartner sie zur Lebenshilfe. Dort schauen sich die Mitarbeiter jedes Gerät zunächst genau an. Alles, was repariert werden könnte, wird zur Wiederverwendung ausgesteuert.

Der Rest wird zerlegt, Schadstoffe werden entfrachtet und die einzelnen Bestandteile entsprechend sortiert und gelagert. Diese werden schließlich an vertrauensvolle Recyclingpartner weiterverkauft.

Der Unterschied, den wir bei unseren Partnern sehen wollen ist, dass das Recycling wirklich überwacht und bedacht stattfindet. Damit die Umwelt nicht zu Schaden kommt.

Die Wertstoffe sollen wieder in neue Prozesse eingehen und nicht irgendwo auf einer Mülldeponie landen und verbrannt werden. Leider ist genau das in der Realität häufig der Fall. Schrott wird illegal in andere Länder wie China oder Afrika exportiert − das Schicksal ungewiss. Das ist ein großes Problem, denn es schadet nicht nur Mensch und Umwelt, sondern auf diese Weise gehen auch wertvolle Rohstoffe verloren.

Binee bietet mit einem transparenten Entsorgungssystem die bessere Lösung.

Medikamente gehören nicht ins Abwasser!

Die Inhaltsstoffe der Arzneimittel können von den Kläranlagen nicht ausreichend gefiltert werden und so gelangt der Chemiecocktail ins Trink- und Grundwasser. Deswegen gibt es seit März 2018 das medibinee-Sammelsystem für alte Arzneimittel. Die Boxen findest du bislang in 13 Apotheken in und um Leipzig − Tendenz steigend!

Ich bin getrieben von Gerechtigkeitsthematiken

Deshalb hat Martin zuerst Französisch auf Lehramt studiert, weil seine Französisch Lehrerin damals zu viele schlechte Noten in der Klasse verteilt hat. Hinzu kam ein Studium in Wirtschaftsingenieurwesen, ein Design-Thinking Kurs und schließlich eine Sommerschule zum Thema „Löse das Müllproblem auf der Erde“.

Das war der Anfang von Binee.

„Ich wollte meinen eigenen Werten folgen. Deswegen habe ich gemeinsam mit meinen Mitstreitern immer weiter nach Lösungen gesucht, wie wir es tatsächlich schaffen könnten, das Müllproblem zu lösen.“, erklärt er.

Auf die Idee folgten zwei Jahre Forschung und Entwicklung bis Binee im Frühjahr 2017 schließlich mit den Elektro-Tönnchen an den Markt gehen konnte. Medibinee folgte im März 2018. Weitere Recycling-Systeme sind in Planung.

Rückschläge gehören dazu

„Gab’s auch Rückschläge?“, frage ich. Die Antwort ist viel zu schön, um sie nicht eins zu eins wieder zu geben:

Viele. Viele, viele, viele. Immer wieder. Und es gibt rational wenig Gründe es zu machen. Deswegen braucht man Naivität, Enthusiasmus und ein bisschen Verrücktheit und ‚Augen zu und durch‘. Der Unterschied zwischen denen, die es schaffen denen und die es nicht schaffen ist Resilienz. Am Ende sind die Rückschläge immer Teil des Erfolgs − und dann muss man es eben das nächste Mal ein bisschen anders machen. (…) Man muss sich davon frei machen, wie viel Zeit und Kosten man bereits reingesteckt hat und manchmal einsehen ‚Ey, geht so nicht, du bist auf dem Holzweg‘.

Leipzig ist erst der Anfang.

Räumlich gesehen gibt es für Binee keine Grenzen. Die Fühler reichen bereits bis nach Berlin, Lippstadt und Chemnitz und das Ziel ist langfristig Recycling nicht nur deutschlandweit, sondern international voranzutreiben.

Binee will ein System aufbauen, das sich irgendwann verselbstständigt − weil es so überzeugend ist, dass es jeder schnell versteht und mitmachen will. Danach möchte sich das Unternehmen der Müllvermeidung widmen.

Dahinter steckt eine gesunde Einstellung: „Wir wollen 100 % geben und das Bestmögliche tun. Doch wenn’s dann nicht genug ist, dann geht das Leben trotzdem weiter. Wir machen das, wofür wir brennen. Aber sollten dabei nicht verbrennen.“

Dein Erfolgstipp für andere Menschen mit einem Traum?

Wenn du reisen willst und keiner deiner Freunde hat Lust, Geld oder Zeit mitzukommen, dann geh trotzdem. Denn wenn du losziehst, triffst du viele Menschen, die schon unterwegs sind. Das heißt: selbst wenn Menschen in deinem Umfeld deine Idee nicht überzeugt, heißt das noch lange nicht, dass sie schlecht ist. Für viele Sachen gab es einmal einen Grund, warum es nicht funktionieren konnte, der jedoch jetzt nicht mehr existiert.

Was wir sonst noch wissen wollten

      Man merkt schnell, dass Binee nicht aus der Motivation heraus entstanden ist, möglichst viel Profit zu generieren. Im Vordergrund steht der Wille etwas zu verändern und realistische Lösungen für große Probleme zu finden. Es geht um eine lebenswerte Welt für alle und darum Möglichkeiten zu kreieren, von denen am Ende jeder etwas hat.

Wenn du mehr über Binee erfahren oder deinen Müll sauber entsorgen willst, schau doch mal auf die Webseite.

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Fotos: Binee (außer das Herz – das ist von pixabay.com)