Das flüchtige Klima
Warum Klimawandel und Flüchtlingskrise in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Im Zusammenhang mit der sogenannten ‘Flüchtlingskrise‘ und den dadurch ausgelösten rechten Hassbewegungen hier in Sachsen habe ich letztens eine Aussage gelesen nach derer es in spätestens zwei Generationen soweit wäre, dass die Deutschen zur Minderheit im eigenen Land werden würden.
Mal ganz unabhängig davon wie wahrscheinlich es ist, dass sowas passieren wird, war meine Reaktion dazu ganz einfach: na und? Auch so etwas ist globaler Wandel. Und als solcher scheint er für viele genauso schwer zu akzeptieren wie die Realität des Klimawandels.
Dabei hängen beide Probleme unmittelbar zusammen. So etwa ergab eine umstrittene Studie, dass der Klimawandel eine bedeutende Rolle in der Entstehung des Syrien-Kriegs gespielt hat. Eine Reihe von Dürren zwischen 2006 und 2010 habe für Hungersnöte gesorgt und vielen syrischen Landwirten den Lebensunterhalt genommen. Die Messungen seit Anfang des 20. Jahrhunderts, haben keine vergleichbare Dürreserie aufgezeichnet. Daraus resultierte eine massive Bewegung von Syrern vom Land in die Städte, wo es daraufhin zu Unruhen und Aufständen kam. Der Studie nach sind diese Dürren ein Resultat des menschengemachten Klimawandels, der die Klimazonen weiter nach Norden verschiebt und somit die trockenen Subtropen in Richtung Syrien bewegt hat. Dadurch hat in dieser Region der Regen abgenommen und die Dürren verursacht. Laut Spiegel ist diese Studie problematisch aufgrund mangelhafter Daten und Schwierigkeiten bei der Modellierung in der Region. Außerdem gebe es wohl keine Hinweise, dass die vor der Dürre geflüchteten zu Aufständischen geworden seien. Die Dürre habe außerdem vor allem „verfehlte[s] Management“ und nicht den Klimawandel als Ursache. Egal ob nun Management- oder Klimaproblem, halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass Umweltbedingungen eine Rolle in der Entstehung des Syrien Konflikts zu spielen hatten, in dem sie den Druck auf Städte und somit das Konfliktpotential in diesen erhöht haben. Zu einer Eskalation wie dieser, gehört selbstverständlich mehr (zu den Schwierigkeiten komplexer Gesellschaften siehe auch den zukünftigen Artikel über die Maya). In einem System, das ohnehin unter Druck steht, kann eine derartige Zusatzbelastung jedoch schon einmal der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Auch wenn die Ergebnisse dieser Studie umstritten und möglicherweise nicht zu halten sind, ist es kaum umstritten, dass wir in Zukunft mehr Wetterextreme zu schultern haben werden. So ist es zum Beispiel laut dem neuesten Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich, dass verschiedenste extreme Wetterereignisse weltweit zunehmen werden. Als Folge wird die Zahl der klimabedingten Flüchtlinge sicher nicht weniger werden. Stattdessen wird die ‚Massenzuwanderung‘ von Klimaflüchtlingen möglicherweise noch viel ‚unkontrollierter‘ ablaufen, als es sich der AfDler Alexander Gauland in seinen schlimmsten Albträumen ausmalen könnte (vor der ‚unkontrollierten Masseneinwanderung‘ hatte Gauland in derSendung Menschen bei Maischberger zum Thema ‚Wir sind das Pack – Rückt Deutschland nach rechts?‘ immer wieder gewarnt).
Genauso wie mit den direkt spürbaren Auswirkungen des Klimawandels, wie heißere Sommer, schwindende Jahreszeiten, ein höheres Flutrisiko etc., müssen wir mit dieser für uns indirekten Auswirkung umzugehen lernen. Ich bin davon überzeugt, dass Protestbewegungen wie Pegida und Legida am Ende den Kürzeren ziehen werden. Wir können uns einfach nicht dieser Realität verschließen und müssen uns daran gewöhnen, dass immer mehr Menschen auf geringerem Raum und mit geringeren Ressourcen leben müssen. Und dabei sieht es nun einmal so aus, als wäre der lebenswerteste Raum unter anderem bei uns zu finden.
Neben einer gewaltigen Aufgabe, liegt darin aber auch eine riesige Chance für die Menschheit als Ganzes. Diese Situation kann ohne Weiteres in einer Katastrophe enden, wenn die westlichen Staaten ihre Grenzen schließen und die so Ausgeschlossenen andere, wahrscheinlich gewalttätige, Methoden finden müssen um zu uns zu gelangen und zu überleben. Oder aber, wir können das Blatt wenden und zu einer aufgeklärteren und solidarischeren Gesellschaft werden, in der wir einen Weg finden die schrumpfenden Ressourcen gerechter zu verteilen und gemeinsam eine Strategie entwickeln mit ihnen nachhaltig umzugehen. Um dieses Ziel zu erreichen ist es jedoch besonders wichtig, den rechten Bewegungen zu zeigen, dass sie mit ihrer Einstellung auf dem Holzweg und einfach nicht zeitgemäß sind. Statt Hass zu tolerieren, müssen wir ihnen Konter geben und die Solidarität mit Menschen in Not überall auf der Welt pflegen.
Bildquelle: Das Foto ist mein eigenes (die Hände ebenso)