04
Aug

Zu-viel-Zeug – und wie werde ich es los?

Das ganze Zeug, das wir haben entspricht nicht unbedingt dem, was wir brauchen. Wieso habe ich so viel Kram? Und wie kann ich mich davon lösen? Eine Selbstreflexion.

°°Update vom September 2018: seit ich diesen Artikel im Jahr 2015 verfasst habe, ist schon viel Zeit vergangen. Einiges hat sich bereits bei mir geändert. Doch das Thema ist nach wie vor relevant und erzählenswert.°°

Immer wenn ich durch einen Laden gehe, sei es ein Klamotten- oder Bioladen sehe ich unglaublich viele Sachen, die ich unbedingt brauche. Wie bin ich bloß mein Leben lang ohne klar gekommen? sagt eine hinterlistige Stimme in meinem Kopf. Jahrelang ist mir das irgendwie kaum aufgefallen. Meine Sachen waren alle verteilt: ein bisschen was bei meinen Eltern, ein bisschen was bei mir. Und einiges im Koffer, weil ich so oft unterwegs war.

Wenn dir plötzlich klar wird, wie viel du wirklich hast…

Jetzt bin ich endlich wieder in eine eigene Wohnung gezogen (nach meinem kleinen Ausflug in die Hölle für Umweltbewusste – eine 11er WG). Dabei ist mir das erste Mal bewusst geworden, wie viel Zeug ich tatsächlich habe.

Als der Transporter ausgeladen war, konnte man sich in der eigentlich gar nicht so kleinen Wohnung kaum noch bewegen. Laut Statistischem Bundesamt besitzen wir Deutschen im Durchschnitt ungefähr 10.000 Dinge schreibt Stefan Kern. Hinter den 2506 Gegenständen die die Architektin Henrike Gänß bei sich zu Hause zählte, stecken zudem schockierende 30.000 Tonnen CO2.

Ich befürchte allerdings, bei mir hat sich bereits deutlich mehr angesammelt…

Allein in meinem Kleiderschrank zählte ich gut 500 Teile – und dabei habe ich bestimmt noch einige verpasst. Ich musste sogar einen größeren Kleiderschrank besorgen, jetzt wo alle meine Kleidung wieder an einem Ort versammelt ist. Und das, obwohl ich vorher schon 4 oder 5 Müllsäcke voll zur Kleidersammlung gebracht hatte!

Da stellt sich mir die Frage, wie viel davon ich eigentlich wirklich brauche

…und warum ich ständig noch etwas kaufen möchte. Und trotzdem, fielen mir beim Einrichten wieder Dinge ein die ich unbedingt haben muss. Und so sah ich mich gezwungen, bei Ikea shoppen zu gehen.

Selbstexperiment: weniger Zeug

Um an diesem Teufelskreis endlich etwas zu ändern, beschloss ich, ein Selbst-Experiment zu starten.

  • Schritt 1: Kleidungsstücke, Deko und andere Besitztümer, die ich selten benutze, aussortieren und verstauen. Die Idee ist, dass ich aus der „Ausschuss-Kiste“ wieder etwas herausholen kann, falls ich es brauche. Und auch erst einmal dort hineinschaue, wenn ich wieder einmal das Bedürfnis verspüre, etwas Neues haben zu wollen. Vielleicht kann ich dann den Wert mancher Dinge wiederentdecken.
  • Schritt 2: Alles, was ich im Laufe des Jahres nicht vermisst oder wiederentdeckt habe, wird verschenkt, gespendet oder recycelt. Wie viele Teile mein Kleiderschrank am Ende des Jahres wohl noch beherbergen wird?

Aber das Experiment soll noch weiter gehen.

  • Schritt 3: Einkäufe überwachen. Ich werde alles, was ich kaufe (abgesehen von meinem täglich‘ Brot, Hygieneprodukte… – ihr wisst, was ich meine) aufschreiben. Und zwar nicht nur was und wie viel – sondern vor allem auch warum ich Produkt X gekauft habe.

Mein Ziel dabei ist, dass ich nicht mehr einfach kaufe, was mir über den Weg läuft. Sondern nur das, was ich wirklich brauche. Zum Beispiel eine Jeans, wenn meine alte kaputt ist. Und wenn ich etwas kaufe, werde ich versuchen es Second Hand zu bekommen.

Und wie machen es Andere?

Ein interessanter Zeitungsartikel berichtet über andere Menschen, die auch „Zu-viel-Zeug“ hatten – und daraus viel extremere Konsequenzen gezogen haben. Ein Beispiel dafür ist die 100-Thing-Challenge von Dave Bruno. Sein Ziel: den Besitz auf 100 Teile zu reduzieren. Oder der Cult of Less von Kelly Sutton. Die Motivation hinter dem Ausmisten und nicht-mehr-kaufen reicht von persönlichem Wohlbefinden bis hin zur Konsumkritik.

Bei mir ist es wohl eher Letzteres. Denn ich  muss leider zugeben, ich mag mein Zeug. Doch ich hoffe durch mein Experiment auch Ersteres zu entdecken.

 

Foto: hundert2grad

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