Lupinenkaffee – regionaler Genuss!?
Lupinenkaffee ist eine koffeinfreie Alternative zum Bohnenkaffee. Er überzeugt durch Regionalität und ein vielfältiges Aroma. Aber kommt er an den „echten“ Kaffee ran? Und wie nachhaltig ist er? Ich als kleiner Kaffeejunkie muss sagen: er schmeckt tatsächlich ganz gut!
Ich trinke gerne Kaffee und ich schätze ihn. Dennoch meldet sich hin und wieder mein grünes Gewissen: „Ein völlig unnötiges Genussmittel, lange Transportwege, Umweltbelastung… Muss das denn sein?“, fragt es mich mit hochgezogenen Augenbrauen (oh, wie ich das hasse!)
Also rechtfertige ich mich: „Ja aber… er schmeckt und duftet doch so gut. Außerdem mag ich die Routine mir morgens eine Tasse Kaffee zu machen und meine Kaffeepause am Nachmittag ist mir geradezu heilig! Und dafür rauche ich ja nicht … Man wird sich ja wohl noch was gönnen dürfen!“ Ein immer wiederkehrender innerer Konflikt.
Und dann kam der Lupinenkaffee. Die erste Begegnung hatten wir 2016 im Ökodorf Siebenlinden. Damals war ich extrem geflashed von diesem köstlich-heimischen Aroma. Ich dachte: ENDLICH ein Heißgetränk, womit ich meine Kaffeesucht zumindest teilweise regional befriedigen kann. Wieder zu Hause, kaufte ich mit sogleich selbst ein Päckchen. Allerdings war die Enttäuschung groß und der Geschmack bescheiden. Ich war verwirrt. Lag es an meiner Art Kaffee zu kochen, an der Marke oder schmeckt Lupinenkaffee einfach nicht in einer IKEA Küche?
Und so schenkte ich der wunderbaren Kaffee-Alternative doch erstmal wieder keine Beachtung. Bis heute – denn zum Glück gab ich dem Produkt noch eine Chance. Und siehe da: plötzlich schmeckte es wieder und nun hat Lupinenkaffee einen festen Platz in meiner Küche. (Was ich bei meinem ersten Versuch falsch gemacht habe, weiß ich allerdings bis heute nicht genau. Ich vermute es lag an der Kombination „falsche Marke + zu viel Pulver + Espressokocher“)
Heute trinke ich Café Pino und nutze eine Frenchpress.
Was ist Lupinenkaffee?
Lupinenkaffee wird aus gerösteten und gemahlenen Samen der Süßlupine hergestellt – einer hübsch blühenden Pflanze aus der Familie der Hülsenfrüchte, die hervorragend auf heimischen Boden gedeiht. Wer jetzt denkt „Was hat denn dieser neumodische Öko-Firlefanz mit echtem Kaffee zu tun„, sollte bedenken: Pflanzenteile zu rösten und als Heißgetränk aufzugießen ist eine uralte Tradition, der Menschen bereits seit Jahrtausenden nachgehen. Letztendlich ist Bohnenkaffee im Grunde ja auch nichts anderes als das: geröstete Pflanzenteile.
Ist das gesünder als Bohnenkaffee?
Lupinenkaffee enthält kein Koffein, eine mildere Säure und – im Gegensatz zum Getreidekaffee – kein Gluten. Dadurch ist er magenfreundlich, besser für die Nerven und macht nicht süchtig. Außerdem können ihn auch Leute mit einer Glutenallergie genießen.
Lupinensamen selbst sind unglaublich nährstoffreich. Sie enthalten unter anderem sehr viel hochwertiges Eiweiß (über 35 %), Vitamin E und viele Mineralstoffe. Der Kaffee sieht davon allerdings größtenteils nichts, denn das meiste gute Zeug bleibt im Kaffeesatz (dieser eignet sich dadurch hervorragend als Dünger oder Peeling!). Die Tasse Lupinenkaffee ist und bleibt eben ein Genussmittel – aber ein sehr bekömmliches! Wenn du die gesamte Palette an Nährstoffen ausschöpfen willst, kannst du Lupinenmehl oder -schrot in deinen Speiseplan einbauen
Die Angst vor einer Lupinenallergie ist übrigens grundsätzlich unbegründet. Zwar gelten die Samen als potenzielles Allergen und müssen laut EU-Verordnung auch als solches gekennzeichnet werden, aber das gilt ja auch für viele andere Lebensmittel, z.B. Soja oder Senf. Nichts ungewöhnliches also. Wenn du unter Lebensmittelallergien leidest, solltest du natürlich vorsichtig sein, vor allem wenn du empfindlich gegenüber anderen Hülsenfrüchten reagierst.
Irgendwie eine Mischung aus Kaffee und Kakao…
Natürlich schmeckt Lupinenkaffee nicht genau wie Kaffee. Genauso wenig wie Hafermilch wie Kuhmilch oder Kichererbsenmehl wie Weizenmehl schmeckt – es sind ja nunmal verschiedene Rohstoffe. Aber er schmeckt – mir zumindest! Wie auch der herkömmlicher Kaffee zeichnet sich die Alternative durch ein vielschichtiges Aroma aus. Grund für das geliebte Röstaroma ist übrigens in beiden Fällen die Maillard Reaktion, bei welcher aus Kohlenhydraten und Proteinen aromatische Verbindungen entstehen,
Ich empfinde Lupinenkaffee als sehr intensiv im Geschmack und dosiere daher etwas geringer als beim Bohnenkaffee. Die Zubereitung kann wie gewohnt erfolgen: in der Filtermaschine, Frenchpress oder im Espressokocher. Allerdings schmeckt mir die Espressokocher-Kocher Variante nicht so gut, weil er mir dann zu bitter wird. Das ist aber wahrscheinlich reine Geschmackssache.
Und so ist Lupinenkaffee ist sicherlich nicht für jeden etwas. Meinen Freund konnte er beispielsweise nicht überzeugen: „Der kann sich nicht so ganz entscheiden, ob er Kaffee oder Kakao sein will“, erklärte er. Tatsächlich finde ich diese Beschreibung sehr passend, obwohl ich das selbst nicht als Nachteil sehe.
Preis-Leistung-Verhältnis
Je nach Hersteller erhältst du diese Kaffeealternative zwischen sechs und neun Euro pro 500 Gramm. Das ist im Vergleich zum Gut&Günstig Kaffee natürlich deutlich preisintensiver. Wer bei Kaffee aber sowieso schon Wert auf (Bio-)Qualität legt, der muss hier keine Einbußen machen. Man sollte sich bei Kaffee jeglicher Art stets bewusst sein: es handelt sich um ein Genussmittel, welches man genießen und nicht in Massen verschlingen sollte. Und Discounterpreise entsprechen sowieso nie dem tatsächlichen Wert eines Lebensmittels.
Ich finde daher: Das Preis-Leistung-Verhältnis passt!
Die Schlüsselfrage: Ist Lupinenkaffee nachhaltiger als Kaffee?
Die Antwort ist einfach: Ja, definitv!
Herkömmlicher Kaffee kommt aus Ländern in Äquatornähe. Bekannte Anbaugebiete sind z.B. Brasilien, Ecuador oder Ghana – das bedeutet zunächst einmal lange Transportwege. Aber das ist nicht das einzige Problem. Durch die steigende Kaffee-Nachfrage im globalen Norden (wobei es Deutschland in die Top 5 schafft!), muss tropischer Regenwald den großen Monokultur-Plantagen weichen. Das hat natürlich schwere Folgen für Klima und Biodiversität. Hinzu kommt ein hoher Pestizideinsatz und soziale Ausbeutung. Einen kleiner Einblick in die bittere Welt des Kaffee-Anbaus bietet diese NDR Reportage.
Lupinen hingegen können in Deutschland angebaut werden. Außerdem musst du dir hierbei keine Gedanken über die Aussagekraft eines Fairtrade-Siegels machen und mir ist bisher nur Lupinenkaffee in Bio-Qualität begegnet. Hinzu kommt, dass die Pflanze sehr bodenschonend ist – sie zerrt ihn nicht aus. Die Hülsenfrucht gehört nämlich zu den Leguminosen und geht eine Symbiose mit „Knöllchenbakterien“ ein, die Stickstoff aus der Luft fixieren können. Somit wird die Pflanze (und auch der Boden) mit ausreichend Stickstoff versorgt. Zudem lockern Lupinen durch ihre Wurzeln den Boden. Aus diesen Gründen eignet sich die Pflanze auch sehr gut als Gründüngung für deinen Garten!
Wie hierzulande aus der Süßlupine leckerer Kaffee hergestellt wird, kannst du dir am Beispiel eines Biolandbetriebs aus Wertheim anschauen:
Fazit: eine regionale Genuss-Alternative!
Lupinenkaffee ist nicht nur eine bekömmliche, sondern auch regionale Alternative zu Bohnenkaffee und das Aroma lässt sogar echte Kaffee-Fans staunen. Letztendlich bleibt es natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Wenn du aber wie ich Kaffee in erster Linie aufgrund des Feelings und Geschmacks genießt (und nicht aus reiner Koffeinsucht), solltest du die ihn definitiv mal ausprobieren. Kaufen kannst du das Produkt in jedem Bioladen oder online. Ich bin mit meinem Café Pino von Kornkreis aus Süddeutschland sehr zufrieden. Aber es gibt natürlich noch andere Möglichkeiten, z.B. Lupino vom Biolandhof Klein, die du in dem Video gesehen hast.
Jetzt bin ich gespannt auf dein Feedback: Wie hat’s dir gemundet und welcher Lupinenkaffee ist dein Liebster?