Malta – kleine Insel mit großem Auto-Problem
Seit kurzem wohne ich in Malta. Für alle, die nicht wissen wo das ist – ich nehme es dir nicht übel. Malta ist eine winziger Inselstaat im Mittelmeer zwischen Sizilien, Tunesien und Libyen, der einmal eine britische Kolonie war. Du musst es in Google maps eingeben, um es auf der Karte zu sehen.
Ich bin freiwillig hier und im Grunde kann und will ich mich gar nicht beklagen. Bereits im April kann man sich hier über 9 Sonnenstunden freuen und wenn ich auf meinem Balkon stehe, kann ich das Meer sehen. Malta ist definitiv nicht der schlechteste Ort um eine Weile dort zu leben.
In Bezug auf Umweltschutz und -bewusstsein läuft hier allerdings einiges anders und manche Situationen bringen mich, milde ausgedrückt, an meine Toleranzgrenze. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich zuvor in Leipzig gewohnt habe, wo es einfach war Alternativen zu leben.
Ich nehme das zum Anlass, die TOP X der Umweltsünden (Ich weiß noch nicht genau, wie viele es sein werden), denen ich in Malta begegne, vorzustellen.
Fangen wir mal mit dem Schlimmsten an: Malta und die Auto-Sucht
Wenn man bedenkt, dass Malta gerade einmal 310 km² winzig ist (die maximale Entfernung zwischen Norden und Süden der Insel ist 40 km), sollte man meinen, dass man eigentlich überall zu Fuß oder mit dem Rad hinkommen kann. Stimmt, allerdings nur theoretisch – denn Malta hat ein ernstes Auto-Problem. So ist Malta nicht nur eines der dichtesten besiedelten Länder weltweit, es besitzt auch mehr Autos pro Person als die meisten anderen EU-Staaten.
2016 konnte man bereits rund 350.000 lizenzierte Fahrzeuge auf den Straßen zählen, wobei die meisten davon Privat-Fahrzeuge waren. Pro 1000 Menschen gibt es in Malta ca. 600 Autos – und die Zahl steigt weiter an.
Zugegeben, andere europäische Länder zeigen sich auch nicht gerade von der Vorbild-Seite. In Deutschland beispielsweise besitzt jeder Zweite ein Auto. Allerdings muss man dabei auch die Größe des Landes berücksichtigen. Während in Deutschland rund 230 Menschen pro km² leben, quetschen sich auf Malta 1330 Menschen auf einen Quadratkilometer zusammen – gemeinsam mit ihren 800 Autos.
Als Konsequenz muss man bis zu 2 Stunden Bus fahren um von Mellieha (wo ich derzeit wohne) zur Hauptstadt Valetta zu gelangen. Es handelt sich dabei um eine Strecke von gerade mal 22 km; ein halbwegs guter Läufer könnte diese Distanz in der gleichen Zeit zurücklegen.
Das Problem ist, dass die Menschen hier offensichtlich denken, sie benötigen ein Auto um flexibel und schneller zu sein. Was natürlich vollkommener Blödsinn ist, da nicht nur der Bus im Verkehr feststeckt.
Faulheit + schlechte Busverbindungen = Verkehrswahnsinn
Die Menschen hier nutzen das Auto für jede noch so winzige Strecke. Bequemlichkeit spielt da natürlich eine große Rolle – man ist zu faul um zum Supermarkt oder Restaurant um die Ecke zu laufen – oder zum Fitnessstudio. Dennoch muss man auch ergänzen, dass das öffentliche Transportsystem und die Infrastruktur nicht gerade dazu beitragen, die Situation zu verbessern.
Beispielsweise gibt es keine direkte Busverbindung von Norden nach Süden, einige Städtchen haben nur einen Bus pro Stunde und am Abend hat man kaum eine Chance ohne Taxi nach Hause zu kommen. Darüber hinaus scheinen die Busfahrpläne lediglich als grobe Richtlinie zu dienen – was vermutlich auch wieder teilweise auf das Verkehrschaos zurückgeht. Zusätzlich besitzen viele Routen keine Bürgersteige, wodurch das Laufen enorm erschwert wird.
Letztendlich verstärken sich die Auto-Sucht der Einwohner und das unorganisiertes Straßen- und Verkehrssystem gegenseitig und keine Seite zeigt sich einsichtig.
Was ist mit dem Rad?
Rad fahren ist sicherlich eine Option – wenn man Selbstmord-Gedanken hat. „Radweg“ ist ein Fremdwort, die Straßen sind häufig sehr schmal und die Autofahrer rücksichtslos. Es gibt einige mutige Menschen, die dennoch Rad fahren – sie sind selten, aber sie existieren immerhin. Im Grunde ist es nicht übertrieben zu behaupten, dass Rad fahren auf Malta bereits an Aktivismus grenzt. Ich selbst habe mich ehrlich gesagt bisher noch nicht gewagt aufs Rad zu schwingen.
Fazit
Die Frage ist, wo Maltas Autowahn enden soll. Irgendwann passt einfach kein weiteres Auto mehr auf die engen Straßen. Die Situation ist besonders traurig, weil es so einfach wäre, sie zu ändern. Eine Kombination aus einem guten öffentlichen Transportsystem, der Ausbau von Radwegen und angemessene Aufklärung würde die Auto-Zahl automatisch mit der Zeit reduzieren. Jeder wäre schneller, glücklicher und gesünder – außerdem könnte sowohl Staat als auch Mensch einiges an Geld sparen. Wenn allerdings die Regierung es nicht in die Hand nimmt die Situation von oben zu verbessern, wage ich zu bezweifeln, dass die Menschen von sich aus ihr Verhalten ändern.
Hi Kathiwir kommen aus Hamburg und besuchen Malta so alle 2 Jahre. Dein Artikel hat für uns besonders Gewicht,da sich der Verkehr gefühlt explosionsartig entwickelt hat. Sehr schade für alle. Wir nutzen übrigens trotzdem die Busse. Werden auch teurer… Bitte bleib an diesem Thema dann
LG vom Golden Bay kai und beate
Hallo,
ich stimme 100% zu.
Bin oft hier in Malta, ziehe demnächst ganz hierher und ich fahre Rad.
Aber es ist Top gefährlich! Und die Neubauten im Strassenwesen bringen keine Verbesserungen, leider.
Und ich möchte dich nicht entmutigen, aber es gibt noch etliche andere Umweltsünden.
Das grösste ist wohl der Müll, der Umgang damit bzw. die Sammlung und Entsorgung.
So ganz nebenbei sei noch der Energiesektor erwähnt, in einem Land das sich eigentlich autonom mit Strom versorgen könnte.