Nachts sind alle Tonnen schwarz (All bins are grey in the night)
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Als ich neulich mal wieder etwas spät dran war mit der Hausarbeit, fiel mir auf, dass es gar nicht mal so leicht ist, im Dunkeln die richtige Mülltonne zu finden. Bei uns unterscheiden sie sich, bis auf die braune Biotonne, nur durch ihren Deckel, und diese sind reichlich dreckig. Wenn man allerdings bei Tageslicht in die Tonnen schaut, sieht man, dass man nicht alleine ist in der Verwirrung, was man nun in welche Tonne werfen soll. Plastiktüten im Biomüll, der komplette Hausmüll im Rest… Bringen meine Nachbarn alle nachts ihren Müll raus, oder entsteht das Problem viel früher?
Vermutlich wissen viele gar nicht so wirklich was wo hineingehört, oder sie denken gar nicht erst darüber nach. Nach und nach fallen mir einige Sachen ein, bei denen ich selbst immer wieder zweifle. Sind Teebeutel komplett biologisch abbaubar? Wo gehören Käserinden hinein? Und was ist mit Papiertaschentüchern? Wie schlimm ist es eigentlich, wenn man mal ab und zu etwas falsch entsorgt?
Soweit ich weiß, haben wir bei uns die höchstmögliche Anzahl an getrennten Tonnen: Glas, Papier, Verpackung, Bio- und Restmüll, wobei die Glastonnen als einzige nicht direkt vor der Haustür stehen. Ich habe in den letzten Jahren auch schon ganz andere Systeme kennengelernt. In den Niederlanden hatten wir zum Beispiel in unserem Studentenwohnheim nur eine Tonne, und der Müll wurde angeblich später sortiert. Inwiefern das stimmt und überhaupt möglich ist, habe ich damals leider nicht erforscht. Es gab zentrale Tonnen für Glas, Plastik und Papier, aber die waren meist weit weg, und man musste sich die Mühe machen bewusst dorthin zu fahren. In Irland gab es zwei Tonnen, eine für trockenes recycelbares Material, also Glas, Plastik und Papier, und eine für alles andere. Im Vergleich habe ich in Deutschland auf jeden Fall das bessere Gefühl.
Tatsächlich wurden 2013 bei uns 63% der Siedlungsabfälle recycelt, das schließt neben dem Hausmüll auch Sperrmüll und elektrische Geräte mit ein(1). Die Niederlande haben ihre Recyclingrate kontinuierlich gesteigert und in 2015 65% beim Hausmüll erreicht(2,3). In Irland waren es 2011 40%, Tendenz steigend(4). Leider sind diese Zahlen schwer zu vergleichen, nicht nur weil sie aus verschiedenen Jahren stammen, sondern auch weil sich erstens die Abfallsysteme unterscheiden, und zweitens die Statistiken unterschiedliche Abfallarten mit einbeziehen.
Im Allgemeinen wird der Rest, der nicht recycelt werden kann zum Teil energetisch verwertet, also verbrannt und zur Energiegewinnung genutzt. Das was noch übrig bleibt wird “beseitigt”, entweder in dem er auch verbrannt wird, dabei aber keine, oder nur wenig Energie erzeugt, oder indem er auf Müllkippen vergraben wird(1). Im europäischen Vergleich scheint sich Deutschland tatsächlich nicht so schlecht zu machen(5). Wenn ich aber mal in die Tonnen schaue, denen ich so begegne, denke ich: da geht noch mehr!
Und es muss auch einfach noch mehr gehen. Egal wie die Müllverbrennung propagiert wird, Recycling ist immer die bessere Lösung. Die 15 Millionen Tonnen Rohstoffe, die aus unserem Müll derzeit wiederverwertet werden, sind deutlich weniger Klima schädlich in der Verarbeitung, als dieselbe Menge neu zu gewinnen. Außerdem spart Recycling Wasser und verringert die Ausbeutung unserer begrenzten Ressourcen. Die 5 Millionen Tonnen Bioabfall werden häufig energetisch verwertet in der Form von Biogas. Oft wäre es aber deutlich sinnvoller sie für Landwirtschaft und Gärten zu verwenden(6). Leider entsorgen viele Leute ihren Biomüll in ganz normalen nicht abbaubaren Plastiktüten. Dies macht das Kompostieren von Biomüll deutlich schwieriger. Besser wäre es Papiertüten zu verwenden oder auch spezielle biologisch abbaubare Biomülltüten.
Es scheint vielleicht unbedeutsam wenn man als einzelne Person mal etwas in die falsche Tonne wirft, ich muss auch zugeben, dass ich das selbst des Öfteren mal tue. Wenn man jedoch überlegt, dass jeder von uns das ein oder andere Teil dort hineinwirft wo es nicht hingehört, müssen an den Sammelanlagen beträchtliche Mengen von falsch entsorgtem Abfall aussortiert werden, was wiederum Energie und Zeit kostet. Dieses Problem besteht nicht beim Restmüll, der im Allgemeinen unsortiert vernichtet wird. Dafür geht dort einiges an wertvollen Rohstoffen verloren, deren Neugewinnung der Umwelt, dem Klima und unseren Geldbörsen schadet.
Damit der Anteil an falsch Entsorgtem verringert werden kann und das Recycling somit effizienter wird, ist es wichtig, dass jeder Einzelne weiß, was wo hinein gehört. Während viele Sachen ziemlich eindeutig sind, werfen andere immer wieder Fragen auf. Ein paar Beispiele, die mich selbst immer wieder mit einem großen Fragezeichen vor meinen Mülleimern stehen lassen habe ich unten einmal zusammengefasst. Ich würde mich freuen, wenn ihr in den Kommentaren weitere Beispiele hinterlasst, die in dieser Liste noch fehlen!
Käserinden
Rinden ohne Wachs kann man bedenkenlos in den Biomüll werfen. Sind die Käserinden gewachst müssen sie leider in den Restmüll.
Teebeutel
Obwohl sie aus Papier, Beutel, Schnur und häufig noch einer Metallklammer bestehen und eigentlich nur der Tee selbst in den Biomüll zu gehören scheint, kann man den ganzen Teebeutel getrost im Biomüll entsorgen.
Zigarettenstummel
Auch wenn es danach aussieht als wären die Filter biologisch abbaubar, kommen sowohl die Asche als auch Stummel in den Restmüll. Er besteht zwar tatsächlich aus Cellulose – jedoch ist diese so behandelt worden, dass sie nichts mehr in den Biomüll zu suchen hat.
Papiertaschentücher
Diese sind ein besonderer Streitpunkt bei der Entsorgung. Sie bestehen aus Papier, aber da sie meistens nass sind, wenn wir sie wegwerfen, scheinen sie nicht so wirklich etwas im Altpapier zu suchen haben. Der Biomüll wäre die nächste Option – sie sind schließlich biologisch abbaubar. Diese Option fliegt aber leider auch raus, sofern die Taschentücher mit Erkältungsviren kontaminiert sind. In diesem Fall sollte man sie mit dem Restmüll entsorgen um die Verbreitung der Viren zu vermeiden. Papiertaschentücher, die anders verwendet wurden kann man also durchaus in den Biomüll tun. In die Toilette gehören sie auf keinen Fall, da sie von dort aus nur die Rohre verstopfen und die Reinigung des Abwassers erschweren.
Milchkartons
Milchkartons und andere Getränkekartons scheinen zwar von außen und auch vom Namen her in den Papier zu gehören, bestehen aber aus einer Mischung von Papier, Plastik und Aluminium. Diese Kartons gehören somit wie andere Verpackungen auch in den Gelben Sack, damit sie recycelt werden können (auch wenn das alles nicht so läuft wie es sollte). Dabei ist es auch ratsam sie zu komprimieren um Platz zu sparen.
Teelichter
Das Aluminium eines komplett ausgebrannten Teelichts kann im Gelben Sack entsorgt werden, da es noch recycelt werden kann. Wachs sollte jedoch immer im Restmüll landen.
Bildquelle: FreeImages.com/Kaliyoda
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Wilts, H., Lucas, R., von Gries, N., Zirngiebl, M. (2014). Recycling in Deutschland –Status quo, Potenziale, Hemmnisse und Lösungsansätze. Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie GmbH.
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http://www.afvalonline.nl/bericht?id=14638
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http://www.nu.nl/economie/3374436/nederland-in-recycle-top-van-europa.html
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Environmental Protection Agency Ireland (n.d.). Waste in Ireland.
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http://www.eea.europa.eu/media/newsreleases/highest-recycling-rates-in-austria\
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http://www.oeko.de/presse/presseinformationen/archiv-presseinformationen/2014/recycling-zuerst-energiewende-ohne-muellverbrennung/