Schritt 1: Den ersten Schritt machen
Wir wurden letztens nach einer Schritt für Schritt Anleitung zum nachhaltigen Leben gebeten. Wenn das nur so einfach wäre… und wenn wir wüssten was der erste und der letzte Schritt sind. Klar man könnte mit so etwas anfangen wie:
Schritt 1: Alles wofür man sein Verhalten kaum ändern muss (zur ethischen Bank wechseln, Ökostrom beziehen, nachhaltige Versicherungen abschließen…)
Schritt 2: Biologische, regionale und saisonale Produkte einkaufen
Schritt 3: Das Auto öfter mal stehen lassen
Schritt 4 bis 1064: XYZ
Das Problem ist leider, dass es nicht den einen richtigen Weg gibt. Es gibt auch nicht den einen beispielhaften Weg. Ich denke jeder der sich mit dieser Thematik auseinandersetzt, jeder der versucht seinen Alltag nachhaltig zu gestalten hat gemerkt, dass es ein Prozess ist und dass dieser Prozess sich nicht immer nur in eine Richtung bewegt. Der Weg ist kurvig, manchmal läuft man in eine Sackgasse und muss kehrtmachen, manchmal nimmt man die falsche Abzweigung. Ja, man muss den Weg Schritt für Schritt gehen, aber wie genau diese Schritte aussehen ist für jeden unterschiedlich.
Eine vielleicht weniger zufriedenstellende aber dennoch bessere Anleitung wäre daher:
Schritt 1: Den ersten Schritt machen: Sich bewusst werden. Die Augen und Ohren offen halten für Dinge, die sich verändern sollten. Sich einlesen, usw.
Schritt 2: Den zweiten Schritt machen: Möglichkeiten durchgehen, um die Veränderung realisieren zu können, Alternativen zu alten Gewohnheiten finden
Schritt 3: Den dritten Schritt machen, die erste kleine Veränderung.
Schritt 4ff: Den nächsten Schritt machen, die nächste kleine Veränderung.
Die größten Schritte, meiner Erfahrung nach, liegen zwischen Schritt 1 und 2. Die weiteren Schritte folgen immer natürlicher aufeinander, und man vergisst wie beschwerlich und groß diese Schritte einmal aus der Ferne schienen. Wie weit weg diese Ziele waren. Man vergisst auch, dass man diese ersten Schritte überhaupt einmal nehmen musste. Oft genug erwische ich mich selbst dabei, wie ich andere wegen einem bestimmten Verhalten verurteile und muss mich selbst kurz daran erinnern, dass mir dieses Verhalten noch vor ein paar Jahren, ein paar Monaten, ein paar Wochen, völlig natürlich vorkam.
Mein Ratschlag ist daher: Anfangen, etwas ändern, egal wie groß oder wie klein. Keine unrealistischen Sprünge machen wollen. Nicht verzagen, wenn es mal nicht sofort klappt, einen Schritt zurück gehen und neu anfangen. Der Weg wirkt lang und beschwerlich, aber wenn man sich traut ihn Schritt für Schritt zu gehen, lösen sich manche Hürden von ganz alleine auf. Also los, macht einen Schritt!
Vielen Dank für den schönen Beitrag. Die Problematik des „Puh-ich-weiß-nicht-klingt-anstrengend-und-kompliziert“ habe ich vor nicht allzu langer Zeit auch durchgemacht. Mir ist es z. B. besonders schwer gefallen, vermeintlich sichere Gewohnheiten wie das Bankkonto, dass man schon immer bei Bank XY hatte aufzugeben, und einen nachhaltigeren Finanzdienstleister zu finden. Letztlich stellte sich heraus, dass man das vermeintlich hochkomplizierte Geldwechselgeschäft mit etwas Organisation in spätestens 1 Monat erledigt hat – und ich fühle mich seitdem viel besser, weil durch den bloßen Wechsel eine ethische Bank mit meinem Geld tolle Projekte verwirklichen kann.
Schön, dass du den Schritt dennoch gewagt hast! Ich war in der Tat auch überrascht wie leicht so ein Wechsel ist und wie gut es sich anfühlt. Auf das noch viele Schritte folgen werden!