Shampoobar – sinnvolle Alternative zum Flüssigshampoo?
Shampoobars sind eine Alternative zu flüssigen Shampoos oder Haarseife. Sie gelten als umweltfreundlicher und ausgesprochen wirksam. Aber stimmt das auch? Wir haben das Produkt einmal genauer unter die Lupe genommen und wollten wissen: was ist dran, was steckt drin und funktioniert das Ding überhaupt?
Ein Shampoobar – auch feste Haarwäsche genannt – ist eine Alternative zum herkömmlichen Flüssigshampoo. Für mich gab es drei Gründe das Produkt auszuprobieren: Ich wollte
- Plastik sparen
- eine kürzere Zutatenliste
- ein Produkt, das sich besser mit meinem feinen Haar verträgt als Haarseife.
Das Produkt meiner Wahl: Feste Haarwäsche für normales und fettiges Haar von der Beti Lue Salbenmanufaktur aus Chemnitz, welche ich im Einfach Unverpackt Laden Leipzig kaufe.
Shampoobars als Alternative zum herkömmlichen Shampoo – funktioniert das überhaupt ? Und: ist es ökologisch betrachtet auch wirklich sinnvoller? Finden wir es heraus!
Shampoobar – was ist das überhaupt?
Shampoobars sehen auf den ersten Blick aus wie ein Stück Seife. Beim genaueren Hinschauen erkennt man jedoch bereits mit bloßem Auge einige Unterschiede. Die Struktur ist viel grober, die Konsistenz weicher und bröseliger. Feste Haarwäsche wird nämlich nicht auf Seifenbasis hergestellt. Dementsprechend findet man unter den Inhaltsstoffen auch kein Natriumhydroxid, welches eine Grundzutat bei der Verseifungsreaktion ist.
Tatsächlich kann es eher wie eine Art festes Shampoo angesehen werden. Der Reinigungseffekt beruht dabei auf einem zwischenraumbildenden Tensid, in der Regel Sodium Lauryl Sulfoacetate (SLSA). Im Kombination mit dem Tensid werden hautpflegende Pflanzenbuttern (meist Kakaobutter) und Öle sowie Pflanzenauszüge verwendet, die je nach Haartyp variieren.
Wirkung mit Zufriedenheitsgarantie?
Ich persönlich bin von der Wirkung meiner festen Haarwäsche überzeugt – sowohl in Hinsicht auf auf die Reinigung als auch Pflege von Haar und Kopfhaut. Shampoo benutze ich seitdem nur noch in Ausnahmefällen. Die Anwendung ist einfach. Der Shampoobar wird befeuchtet und direkt auf das nasse Haar gestrichen. Anschließend wird es – wie beim herkömmlichen Shampoo – mit den Händen einmassiert, aufgeschäumt und mit Wasser ausgespült.
Meine (recht kurzen) Haare lassen sich danach hervorragend kämmen und – falls ich mal die Muse dazu habe – stylen. Auch meiner Kopfhaut bekommt diese Art der Haarwäsche gut – sie ist weder gereizt noch ausgetrocknet.
Preis-Leistungsverhältnis
Die Shampoobars von Beti Lue kosten jeweils 11,50 € (15,33 €/100 g). Andere Hersteller weisen Preise zwischen 12 und 20 € pro 100 g auf. Im Vergleich zu herkömmlichen Shampoos wirkt das zunächst unglaublich teuer. Der erste Eindruck täuscht jedoch, denn die feste Variante ist viel ergiebiger: 100 g reichen je nach Haarlänge für etwa 60-80 Haarwäschen. Dennoch: Mit Haarseifen kommst du meistens günstiger weg. Es lohnt sich daher immer zunächst diese Alternative bei deinem Haar auszuprobieren.
Der Umwelt zu Liebe – ist feste Haarwäsche besser?
Funktieren tut’s also. Aber was ist mit der Umweltfreundlichkeit und dem Gesundheitsaspekt? Um die Ökobilanz eines Produkts einschätzen zu können, müssen immer verschiedene Faktoren beleuchtet werden. Im Fall „Shampoobar“ zählt dazu vor allem die Verpackung und Inhaltsstoffe. Produktionsverfahren, Herkunft der Zutaten und Transparenz der Hersteller spielen natürlich auch eine Rolle, allerdings gehe ich darauf in diesem Artikel nicht ein.
Insbesondere bei den Inhaltsstoffen bin ich etwas tiefer ins Detail gegangen – und dabei ein paar kritischen Aspekten auf die Schliche gekommen, die ich zuvor nicht berücksichtigt hatte (man lernt eben nie aus…).
Der erste Eindruck: Verpackung
In Hinsicht auf die Verpackung kann die feste Haarwäsche defintiv punkten. Selbst wenn man keinen Unverpackt Laden um die Ecke hat, werden Shampoobars i.d.R in Papier verkauft. Das ist ein großer Vorteil gegenüber den Shampoos in Plastikflasche.
Auf die inneren Werte kommt es an: Inhaltsstoffe
Mein Shampoobar beinhaltet 13 Zutaten, die in der Tabelle unten aufgelistet sind. Produkte anderer Hersteller kommen meist ebenfalls mit 10 bis maximal 14 Zutaten aus, die denen meiner Variante sehr ähneln. Die Zusammensetzung unterscheidet sich dabei vor allem im Einsatz der Pflegeöle, Duft- und Farbstoffe. Zur Überprüfung von Inhaltsstoffen im Allgemeinen, empfehle ich dir Codecheck.
Was haben die einzelnen Inhaltsstoffe zu bedeuten? Die Analyse ist nicht ganz so positiv ausgefallen wie ich es mir erhofft hatte…
Inhaltsstoff | Wirkung, Herkunft und eventuelle Problematik |
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Sodiumlaurylsulfoacetat (SLSA) |
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Glycerin |
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Kakaobutter |
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Wasser |
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Glycerylstearat |
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Kokosöl |
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Jojobaöl |
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Spirulinapulver |
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Citral, Citronellol, Geraniol, Linalool |
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Limonen |
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Das potenzielle Vorhandensein von Palmölderivaten in Form von SLSA und Glycerin war mit bewusst. Palmöl ist ein kritisches Thema, denn der ubiquitären Einsatz in allen erdenklichen Industrie-Sektoren (u.a. Energie, Lebensmittel und Kosmetik) hat gravierende globale Folgen auf die Umwelt. Leider lässt sich Palmöl bei käuflich erhältlichen Kosmetik- und Pflegeprodukte kaum umgehen und ich hab es hierbei einfach in Kauf genommen. Neu war mir jedoch die potenzielle haut-irrtierende Wirkung von SLSA. Insbesondere wenn du sehr empfindliche Haut hast, solltest du darauf achten. Eine mildere Alterative wäre z.B. Sodium Cocoyl Isethionate (SCI), welches in einigen Shampoobars zu finden ist.
Am meisten jedoch stören mich die vielen Duftstoffe. Diese riechen zwar gut, besitzen aber keine Wirkung – abgesehen davon, dass sie Allergien auslösen können. Im Fall von meinem Shampoobar nahm ich das bisher schweigend hin, da der Duft dezent ist und ich nicht auf die Stoffe reagiere. Allerdings hatte ich bisher auch noch nicht das Wörtchen „Limonen“ entdeckt. Limonen ist toxisch für Wasserorganismen und gilt daher als umweltschädigend. In Zukunft werde ich daher auf die Variante „für empfindliche Kopfhaut“ vom gleichen Hersteller umsteigen. Diese kommt nämlich mit nur 7 Zutaten und ganz ohne Duftstoffe aus.
Im Gegensatz zu flüssigen Shampoos kommen die festen Alternativen mit viel weniger Zutaten aus, was immer ein gutes Zeichen ist. Die Problemstoffe, die ich im Shampoobar entdeckt habe, finden sich dabei auch in Flüssigshampoos. Herkömmliche industrielle Produkte wie etwa von Wella, Pantene Pro V und Co. sind in ihren Zutaten weitaus kritischer, denn sie beinhalten auch sehr bedenkliche Stoffe wie Mikroplastik, Konservierungsstoffe und hormonell wirksame Substanzen. Der Shampoobar kommt ohne diese besonders kritischen Zutaten aus.
Fazit
Der heilige grüne Gral ist auch der Shampoobar nicht. Auch in diesem Produkt gibt es Inhaltsstoffe, die auf Grund ihrer Herkunft, Gewinnung oder Wirkung kritisch zu betrachten sind. Dennoch bleibt diese Shampoo-Alternative weiterhin fester Bestandteil meines Badezimmers.
Im Vergleich zu herkömmlichen Shampoos überwiegen die Vorteile: Er ist plastikfrei, weist weitaus weniger Zutaten auf als herkömmliches Shampoo und beinhaltet wenig bis keine gesundheitsschädlichen Stoffe.
Aber Achtung: Auch hier gibt es Unterschiede. Wenn du dich für ein festes Shampoo entscheidest, achte darauf, dass
- die Verpackung kein Plastik aufweist
- kein Parfum, künstliche Farb- oder Konservierungsstoffe enthalten sind
- es sich bei dem Tensid nicht um Sodium Lauryl Sulfate handelt.
Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, dann greife zu Produkten, die keinerlei Duftstoffe aufweisen.
Unser Fazit:
Shampoobars sind vielleicht keine perfekte, aber eine durchaus sinnvolle und umweltfreundlichere Alternative zum Flüssigshampoo.
Eine kleine Auswahl verschiedener ShampooBars
- Steffis Hexenküche
- Beti Lue Salbenmanufaktur
- Rosenrot Manufaktur für Naturkosmetik
- Festes Shampoo von Lamazuna
Fotos: facingchange/pixabay.com/unsplash.com
Vielen Dank für die detaillierte Analyse! Auch ich nutze das Shampoobar für empfindliche Kopfhaut aus dem Unverpackt, war bisher aber zu bequem um genauer nachzuforschen. *asche auf mein haupt* 😉
Ich habe aber auch etwas länger gebraucht, bevor ich nachgeforscht habe… & mit Asche könnte man sicher auch die Haare reinigen 😉
Vielen Dank für die Auflistung der ShampooBars .
Es wird immer wichtiger, dass wir nur solche Produkte an uns ran lassen, die frei sind von Konservierungsmitteln, Duftstoffen, Mikroplastik und Co sind. Andernfalls werden Allergien und andere Gesundheitsbeschwerden weiter zunehmen. Somal wir auch immer mehr Schadstoffe in Baumaterialien und Einrichtungsgegenständen haben.