04
Dez

What the fak Tetra Pak®?

Eigentlich haben wir hier in Deutschland im Gegensatz zu vielen anderen Ländern schon ein ziemlich gutes System was Getränke-Verpackungen angeht. Eigentlich. Denn so gut das Pfandsystem in der Theorie ist, so viel geht ihm leider auch durch die Lappen.

Ein solcher Behälter den ich eigentlich immer wie selbstverständlich gekauft und dann weggeworfen habe, sind Getränkekartons wie zum Beispiel die von Tetra Pak®. Diese Kartons haben auch tatsächlich einen gar nicht mal so schlechten Ruf und werden als Umweltfreundlich bezeichnet. Ich muss allerdings gestehen, dass ich lange Zeit einfach gar nicht weiter darüber nachgedacht hatte. Doch dann habe ich vor einer Weile mal die Sendung Zoom (siehe unten) auf ZDFinfo zu dem Thema gesehen.  Und erst da wurde mir einiges klar.

Laut Zoom ist die letzte Studie zur Umweltverträglichkeit der Getränkekartons schon 9 Jahre her und wurde außerdem vom Hersteller selbst durchgeführt. Die Studie ergab, dass die Kartons genauso gut sind wie Mehrwegglasflaschen. Der Grund dafür sei die hohe Recyclingquote. Der Fachverband Kartonverpackung (FKN) gibt an, dass rund 70% der Behälter recycelt werden und neue Verpackungen daraus entstehen. Als Folge dieser hohen Quote wurden die Getränkekartons bei der Einführung der Pfandpflicht direkt davon ausgenommen. Wenn mehr als 60% recycelt werden, gilt die “ökologische Vorteilhaftigkeit” und ein Behälter kann  ohne Pfand verkauft werden. Und vor 9 Jahren galt dies laut der Studie für die Getränkekartons.

Was vor 9 Jahren galt, kann sich inzwischen allerdings stark verändert haben. Anstatt aus reiner Pappe zu sein besteht nämlich sowohl der Deckel als auch die innere und äußere Beschichtung aus Plastik oder Aluminium. Der Anteil dieser anderen Materialien soll sich immer mehr erhöht haben, heute sind ca. 63% Papier, 23% Kunststofffolie, 4% Aluminium und 10% der Plastikdeckel.  Der hohe Anteil dieser Materialien verschlechtert die Recycling-Fähigkeit der Kartons.

Wie viel von einem Material recycelt wird, wird schlauerweise vor dem eigentlichen Recycling festgestellt. Erst einmal kommen nur rund 80% überhaupt beim Recycling an, der Rest wurde treffender- aber fälschlicherweise im Restmüll entsorgt. Die in der Mülltrennungsanlage angekommenen Getränkekartons, müssen dann noch maschinell und manuell von all den anderen Dingen die im gelben Sack landen getrennt werden. Dabei wird auch noch der ein oder andere verpasst. Danach wird dann gewogen, und dabei kommen 71% heraus, die von allen verkauften Getränkekartons ins Recycling gehen. Wenn dies nun vollständig recycelt werden würde, hätten die Hersteller mit ihrer Quote recht. Da es allerdings kompliziert ist herauszufinden, wie viel am Ende wirklich zu neuen Produkten verarbeitet wird, wird dies nicht gemacht. Das ist aber doch genau das was wir wissen wollen, oder? Wenn man mir sagt, dass 70% einer Verpackung recycelt wird, dann gehe ich davon aus, dass auch 70% wieder zu irgendetwas werden und nicht, dass das nur mit einem unbekannten Anteil von den 70% geschieht. „Sortierung ist nicht Recycling“ bemerkte Patrick Hasenkamp vom Verband kommunaler Unternehmen in der Sendung. In meinen Augen völlig zurecht. Tatsächlich werden nicht diese ganzen 70% die nach der Sortierung übrig sind zu neuen Produkten verarbeitet.

Eine in der Sendung gezeigte Stichprobe ergab, dass in einem Getränkekarton noch ca. 3g Saftreste enthalten waren, die mitgewogen wurden. 10%* des Gewichts käme dann also von diesen Fremdstoffen.  Hochgerechnet auf die 185.000 Tonnen Getränkekartons, die laut FKN jährlich für den deutschen Markt hergestellt werden, ergibt das eine ziemlich große Menge. Eine andere Studie fand heraus, dass sogar im Durchschnitt 17% des Gewichts auf Fremdstoff zurückzuführen ist. Diese Studie war 2008 von FKN in Auftrag gegeben worden, die Ergebnisse wurden jedoch bis vor kurzem unter Verschluss gehalten. Hmm… warum wohl? Rechnet man die Fremdstoffe heraus, werden auf einmal nur noch 50% der Kartons wirklich dem Recycling zugeführt, und somit weniger als die nötigen 60%. Das Mitwiegen dieser Reste schönt also ordentlich die Recyclingquote.

Das was dann noch übrig bleibt wandert zu einer Papierverarbeitungsanlage. Hier wird der Papieranteil herausgetrennt und zu Pizzakartons oder Wellpappe weiterverarbeitet, genau das, was man sich unter Recycling vorstellt (okay vielleicht wäre es schöner wenn dabei ökologisch wertvollere Produkte herauskommen würden, als Verpackung für unseren Fast Food Konsum, aber nun ja, immerhin. Und außerdem kann man aus Wellpappe tolle Dinge machen). Wie oben beschrieben, bestehen Getränkekartons jedoch nicht nur aus Papier sondern auch aus Kunststoff und Aluminium. Diese Reste werden dann zu Verwertungsanlagen gebracht, wo nicht etwa neue Plastik und Aluminium Produkte entstehen, sondern die Reste zu einem Ersatzbrennstoff verarbeitet wird. Dieser wird dann in Zementwerken als Ersatz für Kohlenstaub verbrannt. Es gab wohl auch von Tetra Pak®selbst einen Werbespot der diese Form von Wiedernutzung anpreist, diesen habe ich leider nicht finden können. Verarbeitung zu Brennstoff ist jedoch, laut Umweltbundesamt, kein Recycling, auch wenn Tetra Pak®und andere Hersteller das so sehen mögen. Zieht man nun also auch noch die Anteile, die verbrannt werden ab, landet man bei einer Quote von 36%, also nur noch gut die Hälfte der ursprünglich angegebenen und weit unter der Messlatte von 60%. Aufgrund dieser Ergebnisse vertritt die Deutsche Umwelthilfe die Meinung, dass auch der Getränkekarton mit den typischen 25ct für Einwegverpackungen bepfandet werden müsste, da er durch die niedrige Recyclingquote ökologisch nachteilig ist.

Tetra Pak® hat einen schrumpfenden Marktanteil und investiert daher stark in die Werbung. Heutzutage ist es dort besonders Wirkungsvoll ein ‚grünes‘ Image zu haben. Wenn man sich die Tetra Pak® Website anschaut, merkt man, dass auch dieses Unternehmen darauf setzt; ein nicht geringer Anteil der Seite ist dem Umwelt- und Klimaschutz gewidmet. An sich sehr erfreulich, wenn sie denn Wort halten würden. Dort liest man auch, dass Tetra Pak® selbst in einer Studie herausgefunden hat, dass 89% der Verbraucher lieber Produkte in recycelbaren Verpackungen kaufen. Und offiziell ist das Tetra Pak® genau das. Doch nur, weil bei diesem Recycling schamlos geschummelt und, der Kunde bewusst in die Irre geführt wird. Sagen wir es mal mit dem Umwelt Bundesamt: „Das ist theoretisch  möglich, aber ich weiß nicht welcher Verbraucher wie stark in die Irre geführt wird.“ Ähm… Bitte was? Wieso sollte es da Unterschiede geben? Also mal ganz im Ernst, auch wenn es vielleicht den einzelnen Verbrauchern unterschiedlich wichtig ist, jeder Verbraucher wird mit so einem System gleichermaßen veräppelt. Und das obwohl das Problem nicht gerade unbekannt zu sein scheint (Hmm… erinnert mich irgendwie an den Abgasskandal, kann hier vielleicht auch mal ein Ami vorbeikommen und diese Unverschämtheit aufdecken, es scheint nicht zu reichen, dass deutsche Medien berichten).

Aber mal ganz unabhängig davon wie hoch diese Recyclingquote ist, und ob sie eingehalten wird, warum gibt es sie überhaupt? Wäre es nicht fairer, wenn alle Getränke-Verpackungen die gleichen Voraussetzungen hätten? Das schließt für mich nicht nur Getränkekartons, sondern auch die pfandfreien Dosen, Glas- und Plastikflaschen, die es immer noch gibt, mit ein. Pfand sorgt ja nicht nur dafür, dass die Umweltbelastung reduziert wird indem die Behälter effizienter dem Recycling zugeführt werden, sondern auch dafür, dass unsere Umgebung sauberer ist. Es gibt den Leuten Anregung die Verpackungen ordnungsgemäß zu entsorgen, und wenn sie es nicht tun, dann tut es jemand anders für sie. Eigentlich finde ich, sollte auf alle Verpackungen Pfand erhoben werden, seien es McDonalds Burgerboxen (am besten gar kein McDonalds… aber wenn sie sich mal dem grün ihres neuen Logos anpassen wollen wären Pfandbehälter ein wichtiger Schritt!) oder, eins meiner Lieblingsfrustthemen: der To Go Becher (dem werden wir wohl nochmal einen eigenen Text widmen). Natürlich gibt es auch einige Probleme bei der Einführung von Pfand auf Getränkekartons und weitere Artikel. Der Einzelhandel muss sich ein neues System für die Pfandannahme zulegen, und in neue Pfandautomaten investieren. Außerdem kann gerade bei Milchkartons ein Problem mit Hygiene und Gerüchen entstehen. Es ist selbstverständlich nicht möglich von heute auf morgen diese Pfandpflicht einzuführen, aber vielleicht sollte man wenigsten heute damit anfangen, damit es dann von heute auf übermorgen klappt?

Ich werde meinen Artikel mit derselben Empfehlung beenden wie die Doku: Greift am besten zu Mehrwegbehältern, wenn möglich Glasflaschen aus der Region!

Bildquelle: facingchange

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